Von einem Land, in dem für immer Frühling ist
„Ich hab' neulich geträumt
Von einem Land, in dem für immer Frühling ist
Hier gibt es Kaviar und Hummer im Überfluss
Keiner hier, der hungert, und niemandem ist kalt
Vanilleeis zum Nachtisch, alle sterben alt
In das Land, in dem für immer Frühling ist
Darf jeder komm'n und jeder geh'n, denn es gibt immer ein'n Platz am Tisch
Rotkarierter Stoff, keine weißen Flaggen mehr
Alle sind willkomm'n, kein Boot, das sinkt im Mittelmeer“
Mitten zwischen die immer neuen Schreckensmeldungen aus aller Welt spült der Algorithmus von Instagram diese fröhliche, einprägsame Melodie auf meinen Bildschirm. Erst nur einmal und kaum habe ich sie gehört, taucht sie immer wieder auf und vertreibt nach und nach das Grau und den Schrecken der anderen Nachrichten.
Diese Vorstellung von einem gedeckten Tisch, an dem für alle Platz ist, von grünen Wiesen und frischem Wasser, von einem Haus, in dem für jeden eine Wohnung frei und genau für uns passend vorbereitet ist- diese Vorstellungen sind 2000 Jahre alt und erzählen in der Bibel von dem Leben nach dem Tod. Von einem Leben, in dem es für alle gut ist. In dem kein Schmerz und kein Geschrei ist.
In Momenten des Abschieds und der Trauer erzähle ich von diesen Bildern. Sie machen Hoffnung und öffnen Perspektiven, wo sonst nur Dunkel ist.
Doch in diesem Lied singt „Soffie“ nicht erst über das Leben nach dem Tod. Sie singt von ihrem Traum für dieses Leben, für dieses Land, in dem wir heute sind.
Träumend den Blick für die Realität zu verlieren, meinen dabei weder sie noch die alten Hoffnungsbilder für das Leben nach dem Tod.
Vielmehr: schon jetzt vor Augen zu haben, wofür es sich zu leben lohnt. Was manch dunkle Zeit aushalten lässt und in welches Ziel wir unsere Energie investieren. Und zwischen allen Nachrichten macht ein Lied Hoffnung und Mut, wie es sein kann, wenn wir unseren Blick lenken auf das, was wir wollen und nicht auf das, was wir nicht wollen.
Hummer und Kaviar brauche ich dafür nicht. Aber immer wieder die Erinnerung daran, mich zu fragen, wie ich leben will. Heute, morgen und für immer. Ich brauche immer wieder Melodien der Hoffnung, die das Grau vertreiben und mich spüren lassen, dass es ein Leben gibt, auf das ich hoffe.
Ich jedenfalls will nicht bis zu meinem Lebensende warten auf diesen Tisch, an dem immer ein Platz frei ist.
Hoffnungsvoll und frühlingsbereit
Ihre Pastorin Maren Wehmeier