Wochenendbetrachtung
Von Ingo Krause, Pastor in Warmsen
Quasimodogeniti heißt der Sonntag an diesem ersten Wochenende nach Ostern. Der Name ist dem lateinischen Zitat aus dem 1.Petrusbrief entnommen. Übersetzt: „Wie die neu geborenen Kinder“.
Zum Ausdruck kommt damit die Erkenntnis, dass österliche Freude heranwachsen muss. Wer kann schon von null auf hundert von Trauer auf Freude umstellen?
Österliche Freude ist einem Wachstumsprozess unterworfen. Davon zeugt auch die Reihenfolge der Namen der folgenden österlichen Sonntage. Mit ihren Namen laden sie dazu ein, im Glauben zu wachsen: „Erfreut euch an Gottes Barmherzigkeit, Jubelt, Singet und Betet“ lautet ihre Botschaft.
Die österliche Freude reift vom Erkennen zum Bekennen, Gottes Leben schaffende Barmherzigkeit löst Reaktionen im Menschen aus, die letztendlich in das betende Gespräch mit Gott einmünden.
Auch die Jünger Jesu brauchten Zeit.
Die erste Reaktion der Freunde Jesu war Schrecken und Entsetzen, als ihnen die Botschaft von der Auferstehung verkündet wurde.
Erst als sie Jesus als Auferstandenen begegneten , konnten sie darüber auch Freude empfinden. „Brannte nicht unser Herz?“, fragten sich die beiden Emmausjünger. Ähnlich muss es auch den anderen ergangen sein, als sich der auferstandene Jesus ihnen zeigte.
Einer der Jünger war damals jedoch nicht dabei. Er hieß Thomas und hatte den Beinamen „Der Zwilling“. 3 Jahre war er Jesus auf seinen Wanderungen durch Galiläa und Judäa gefolgt und hat sich als treuer Jünger erwiesen. Zum Beispiel als sich Jesus entschloss, nach Bethanien zu gehen, um den verstorbenen Lazarus aufzuerwecken. Das war gefährlich für Jesus, da er sich damit seinen Widersachern in Jerusalem bedrohlich näherte.
Damals sagte Thomas zu den anderen Jüngern: „Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben“.
Als sich Jesus seinen Jüngern das erste Mal als Auferstandener offenbarte, war Thomas nicht dabei, . Und als diese ihm von der Begegnung erzählten, konnte er es nicht fassen. „Ihr könnt mir viel erzählen“, sagte Thomas, „wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meine Finger in seine Seite lege, kann ich´s nicht glauben.“
Wenig später erschien der auferstandene Jesus auch ihm und Thomas kam zu österlichem Glauben.
Allerdings hat Thomas seit dieser Geschichte mit dem auferstandenen Jesus seinen Beinamen weg. Wer von ihm spricht, nennt ihn zumeist den „ungläubigen Thomas“.
Dabei sollte Thomas uns Vorbild im Glauben sein. Denn er verblieb nicht in seinem Zweifel. Vielmehr erkannte Thomas den Auferstanden und nannte ihn seinen Herrn und Meister.
Von Thomas dürfen wir lernen, dass der Zweifel zum Glauben dazu gehört. Stellvertretend für uns, die wir Jesus nicht mehr sehen können.
Thomas geht der Auferstehungsbotschaft auf den Grund und überzeugt sich von ihrer Wahrheit. So wird er zu einem glaubwürdigen Auferstehungszeugen.
Der Legende zufolge soll dieser „ungläubige“ Thomas in Indien als Apostel den Auferstandenen verkündet und als Missionar überzeugend gewirkt haben. Die Thomas-Christen in Indien zählen zu den ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt .
Auch unseren Glauben kann der „ungläubige“ Thomas stärken. Fragen wir: „Ist Jesus wirklich auferstanden?“, so antwortet uns Thomas mit seiner Glaubensgeschichte: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“
Ihr
Ingo Krause, P.