Angedacht von Pastor Ingo Krause

Nachricht 07. Oktober 2023

Wochenendbetrachtung

Von Ingo Krause, Pastor in Warmsen

Kürzlich gab der Liedermacher und Pastor Clemens Bittlinger in unserer Warmser Kirche ein Konzert. Ein mir noch unbekanntes Lieder trug den Titel „Jemand streicht ums Haus“.

Es basiert auf einer schottischen Legende, in der von einer Abendmahlsfeier im Himmel erzählt wird. Jesus sitzt mit seinen Jüngern und Jüngerinnen in fröhlicher Tischgesellschaft zusammen.

Plötzlich bemerken alle, dass jemand um das Haus herumschleicht. Jesus steht auf, öffnet die Haustür und erkennt, dass Judas um das Haus herumstreicht. Das ist jener Jünger, der Jesus den Hohepriestern ausgeliefert hat. Jesus spricht Judas an und lädt ihn ein, in das Haus seines Vaters einzutreten. Denn das Fest wird erst vollkommen, wenn auch Judas dabei ist.

Es ist eine Legende, die da erzählt wird. Aber in ihr schimmert der Geist der Botschaft Jesu auf.  In anrührender Weise wird die wunderbare Macht der göttlichen Gnade anschaulich. Gottes Liebe schließt niemanden aus.

Wie gesagt, es ist eine schottische Legende und keine biblische Geschichte. Aber in dieser Legende spiegeln sich Aussagen Jesu wider, die durchaus in den Evangelien zu finden sind. Denn Jesus hat sich nicht nur den Aussätzigen, Gelähmten und Erblindeten zugewandt und sie geheilt. Jesus hat sich auch den Ausgegrenzten zugewandt, mit denen niemand wegen ihres anrüchigen Lebenswandels zu tun haben wollte. Ihnen hat er Aufmerksamkeit und Anerkennung geschenkt und sie zur Umkehr eingeladen.

Jesu Begegnung mit der Ehebrecherin oder Jesu Besuch bei dem Zöllner Zachäus belegen  diesen fürsorglichen Umgang Jesu mit Menschen, die von anderen ausgegrenzt und misshandelt wurden. Jesus hat damit einen Einblick in das Himmelreich gegeben: Alle sitzen um einen Tisch. Niemand wird ausgeschlossen oder schließt sich selbst aus. Für diesen Umgang mit Zöllnern und Sündern ist Jesus immer wieder angegriffen worden. Als Antwort auf diese Kritik hat Jesus das Gleichnis von einem Hirten erzählt, der 99 Schafe zurücklässt, um ein verlorenes Schaf zu suchen. Und als der Hirte sein Schaf gefunden und heim gebracht hat, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: „Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!“

Jesus beendet das Gleichnis mit dem Hinweis, dass es sich bei Gott genauso verhält. Er sagt: „Im Himmel ist mehr Freude über einen Sünder, der ein neues Leben anfängt, als über neunundneunzig andere, die das nicht nötig haben.“

Und damit schenkt uns Jesus eine neue Perspektive. Während es im menschlichen Miteinander meist darum geht, wer dazu gehört und wer nicht, erzählt Jesus von Gott.  Jesus lässt uns ahnen, wie sehr es Gott schmerzt, wenn nur eines seiner Geschöpfe verloren geht. Und er zeigt uns, wie Gottes Herz vor Freude hüpft, wenn ein Mensch beginnt, Gott zu vertrauen und sich einladen lässt. 

„Jemand streicht ums Haus“ – das Lied von Clemens Bittlinger lässt sich bei Youtube finden. Und die Einladung in die Freude Gottes einzustimmen, findet man jeden Tag aufs Neue.

Ihr

Ingo Krause, P.

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