Frisörbesuch
Von Pastor Burkhard Westphal, Springerdienst
Ob nun beim Frisör, an der Theke oder beim Schlachter am Tresen. Gespräche ereignen sich überall. Ich horche mal in einen Frisörladen im Dorf „Dauerwelle“ hinein.
„Sehen sie“, sagt der Frisör mit seiner Schere in der Hand, „die Welt müsste anders aussehen, wenn es einen Gott gibt!“ Der Kunde schaut in den Spiegel. Er schaut nicht auf seine neue Frisur, sondern in die Augen des Frisörmeisters. Er weiß nicht, wie und was er antworten soll. „Naja“, denkt der frisierte Kunde, „jeder hat eben so seine Meinung. Und es ist ja schon mal was, wenn sich jemand über Gott und die Welt Gedanken macht.
„Toll geschnitten!“, ist im Laden zu vernehmen. Die Kasse klingelt. Es sind 19,50 € zu bezahlen. Der „Frischgestriegelte“ ist kaum aus der Tür des Frisörgeschäftes, da begegnet er einem Mann mit ungepflegtem Äußeren, langem, zerzaustem Bart und langen, ungewaschenen Haaren. Sofort geht er ins Frisörgeschäft und sagt zu dem Geschäftsmann: „Es gibt keine Frisöre, niemals kann es Frisöre geben!“
„Das sagen sie? Gerade habe ich ihnen die Haare geschnitten, und sie sehen hier mein Geschäft! Wie können sie sagen, dass es keine Frisöre gibt?“
„Schauen sie! Dort, dieser Mann! Wie der aussieht! Wenn ein Mensch so aussieht, dann kann es einfach keine Frisöre geben!“, erläutert der Kunde aufgeregt.
Klar“, sagte der Frisör, „solche Leute gibt es. Sie kommen einfach nicht zu mir, um sich die Haare schneiden zu lassen. Aber das bedeutet nicht, dass es keine Frisöre gibt!“
Der Zustand der Welt wird weder Gottes Existenz noch Nichtexistenz beweisen können. Kein Mensch wird nach dem Einsturz eines Hauses behaupten, es gebe keine Architekten, oder der Architekt hat bewusst eine Ruine konstruiert. Die Welt ist uns anvertraut und Menschen dürfen die Welt und das Leben darin gestalten. Wie die Welt aussieht, liegt an denen, die diesen schönen Stern bewohnen. Denn Gott hat seine Welt in Menschenhände gelegt. Was für ein Gott, der uns seine Schöpfung anvertraut hat !
Ihr
Burkhard Westphal, P.