‚Fürchte dich nicht!‘
Von Superintendentin Dr. Ingrid Goldhahn-Müller aus Stolzenau
Schon vor drei Jahren in Wittenberg war ich begeistert, als ich zur Weltausstellung Reformation durch den ‚Erlebnisraum Taufe‘ ging. In einem kleinen ehemaligen Laden war die multimediale Ausstellung aufgebaut – mit ansprechend aufbereiteten Tauftexten und historischen Infos, mit einem mitreißenden Film über Wasser, das Leben schafft, mit sphärischer Musik und der Möglichkeit zu einer persönlichen Tauferinnerung an einem mittelalterlichen Taufstein. Inzwischen ist der Erlebnisraum in unsere Nähe gerückt. Seit dem 1. Juli kann er im Stift Obernkirchen besucht werden. Für mich ist der Erlebnisraum ein Trostraum. Ein Ort der Vergewisserung und der begründeten Hoffnung. Und heute vielleicht sogar noch aktueller als im Reformationsjubiläumsjahr. Mehr denn je in diesen Zeiten, die durch Krankheit und Zukunftsangst bestimmt sind, brauchen wir Gottes großes Versprechen, das bei jeder Taufe erklingt: ‚Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein‘. Das ist übrigens der Wochenspruch für die Woche, die vor uns liegt. Ein Wort, das Israel in großer Not und uns heute durch den Propheten Jesaja verkündet wird (Jes 43,1). In vielen Gottesdiensten wird es morgen erklingen. Menschen aller Generationen gab es Hoffnung und Halt. Auch dem großen Reformator Martin Luther.
So ist im Erlebnisraum Taufe ist ein robuster Holztisch aufgestellt, der an den Küchentisch der Familie Luther erinnert. In vielerlei Nöten und Ängsten soll Luther auf solch einen Tisch mit Kreide die Worte geschrieben haben: ‚Baptizatus sum‘. Das heißt: Ich bin getauft. Geradezu trotzig und wie zur Selbsterinnerung soll er sich immer wieder die Tatsache seiner Taufe am 11. November 1483 in Eisleben vor Augen gestellt haben. Wer getauft ist, so wusste Luther, der steht unter Gottes Schutz und Segen. Damit ist er zwar nicht einfach bewahrt vor allen Stürmen der Zeit; Krankheit, Enttäuschung, wirtschaftliche Not und Neuanfänge bleiben auch Gesegneten nicht erspart. Aber da ist doch das tiefe Wissen: Ich habe einen Gott, der unverbrüchlich an meiner Seite bleibt, weil er selbst es mir versprochen hat. Ich habe einen Gott, der mich auch im Sterben und im Tod nicht aus seiner Hand entlässt. Ich bin getauft! Was für ein Trost für Luther und für uns. Deshalb: Fürchtet euch nicht!
Ihre
Dr. Ingrid Goldhahn-Müller, Superintendentin